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Markus Lenzen
Bei den Sumpfohreulen
Mitte Oktober habe ich auf Vogelbeobachtungsseiten gesehen, dass sich in Belgien in der Region Westflandern in der Nähe der Nordsee einige Sumpfohreulen aufhalten. An manchen Tagen wurde sogar eine zweistellige Anzahl von Eulen gemeldet.
Nachdem ich 2016 erstmalig Sumpfohreulen aus nächster Nähe in Cuxhaven fotografieren konnte, hatte ich schon länger davon geträumt, diese tolle Eulenart noch einmal fotografieren zu können. Insbesondere, weil ich damals nur Aufnahmen von sitzenden Sumpfeulen gemacht habe, und doch heute mit der ganzen neuen Technik, die uns zur Verfügung steht, mir insbesondere Flufaufnahmen vorschwebten.
So ging es Mitte Oktober voller Vorfreude für zwei Tage in Richtung belgischer Nordseeküste.
Der Wetterbericht versprach wechselnde Bewölkung und so dachte ich mir, dass mit etwas Bewölkung das Fotografieren auch tagsüber ohne zu hartes Gegenlicht möglich wäre. Eigentlich nicht verkehrt, kann man so doch das nutzbare Zeitfenster deutlich erweitern.
Was ich dabei nicht bedacht habe, ist, dass man wie so häufig in der Naturfotografie nicht unbedingt Erfahrungen aus der Vergangenheit als generell gegeben annehmen sollte! Während die Sumpfohreulen damals in Cuxhaven auch tagsüber zu Jagdflügen aufbrachen, zogen es die Sumpfohreulen diesmal tatsächlich vor, den ganzen Tag zu chillen und wurden erst ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang aktiver und fingen an zu jagen.
So endete dann auch der Tag mit ein paar wenigen Flügen, aber mit immerhin ein paar Bildern auf der Speicherkarte ging es zum Einchecken ins Hotel! Am nächsten Morgen hörte ich bereits beim Wachwerden den Regen gegen die Scheiben prasseln. Eigentlich sollte es ja laut Wetterbericht nicht regnen, nun ja, Theorie und Praxis 😉 – welcher Naturfotograf kennt es nicht?!
Ich machte mich dennoch auf ins Gebiet und genau zur Ankunft zeigte sich ein winzig kleines Wolkenloch und ein ganz diffuses Licht streifte über die Wiese. Und wer saß da bereits wunderschön vor dem vertrockneten Schilfgras, fast wie drapiert saß eine Sumpfeule dort und leuchtete ganz leicht im sanften Morgenlicht. Es reichte genau für 1-2 Bilder, bis die Wolken wieder komplett zuzogen und es begann erneut zu regnen.
Ich finde, genau solche Momente sind einfach das Besondere bei der Naturfotografie! Ein kurzer Moment – ein kurzer Lichtspot – oder eine tolle Interaktion, Momente, die einmalig sind und sich so nie 1:1 wiederholen lassen!
Zufrieden packte ich ein, suchte mir ein trockenes Plätzchen in einem Kaffee und genoss ein spätes Frühstück 🙂
Zum Mittag wurde es dann wieder etwa heller und der Regen hörte auf! Am Nachmittag habe ich mir dann viele Stunden die Beine in den Bauch gestanden und es passierte nicht wirklich was! Einmal brach eine Sumpfeule zu einem kurzen Flug auf, aber das war es dann auch schon.
Eine Woche später ging es dann erneut Richtung belgische Nordsee. Der Wetterbericht meldete zum Nachmittag und Abend aufgelockerte Bewölkung mit sonnigen Abschnitten. Mit dem Wunsch, Sumpfohreulen im Gegenlicht fotografieren zu können, startete ich motiviert. Schon während der recht zähen Autofahrt fragte ich mich immer wieder, wo diese gemeldeten Wolkenlücken eigentlich sein sollen…?! Und jetzt ratet, wie es vor Ort angekommen aussah – richtig dunkel grau in grau. Ja super, läuft ja perfekt! Abschließend war es dann wieder total egal. Die Sumpfohreulen hatten sich dazu entschieden, tief im Gras versteckt einfach den ganzen Tag sitzen zu bleiben. So ging es dann ohne ein einziges Foto wieder heim. Gerade in der Wildlife-Fotografie keine Seltenheit.
Und wer nicht wagt, der nicht gewinnt! So ging es drei Wochen später zum dritten Mal an die Nordsee. Dieses Mal mit bestem Wetter im Gepäck wurde ich dann mehr als belohnt! Es war der pure Wahnsinn und zeitweise waren mehr als zehn Sumpfohreulen gleichzeitig in der Luft! Sie flogen über Schilfgürtel und Weidewiesen, jagten im schönsten Abendlicht, und auch mein Wunsch mit Fotos im Gegenlicht ging in Erfüllung… 🙂
Im Tiefflug ging es über die Wiesen auf der Suche nach Mäusen.
Es war eine unglaubliche schöne Zeit, und in nur 1,5 Stunden habe ich über 5000 Bilder geschossen, von denen ihr hier eine Auswahl sehen konntet. Ich hoffe, euch hat diese Serie über die Sumpfohreulen genauso gut gefallen wie mir, und ich freue mich über euer Feedback.
Viele Grüße Markus